Marc Andrè Hugues

Geb. 25. 12. 1903 In Oberhof, Mecklenburg –Vorpommern – gest. 26. 11. 1984 in Düsseldorf

war ein deutscher Opern-und Konzertsänger (Bariton).

Marc Andrè Hugues wurde 1903 als Sohn eines Rittergutsbesitzers auf Gut Oberhof /Mecklenburg-Vorpommern geboren. Er entstammte einer alten Hugenottenfamilie aus Grenoble. Schon mit acht Jahren spielte er Cello und trat mit 11 Jahren bereits als Cellist in Konzerten auf, später war er auch ein ausgezeichneter Pianist und Liedbegleiter. Zunächst wollte er Dirigent werden und studierte Theorie –und Harmonielehre sowie Klavier am Konservatorium in Leipzig. Dort wurde er von dem Musikkritiker Prof. Max Steinitzer als Sänger entdeckt.

Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich der Niederlande und Herzog zu Mecklenburg-Schwerin, zu dem die Familie Hugues persönliche Verbindung hatte, übernahm die Finanzierung seines Gesangsstudiums.

Hugues studierte bei Meistern in Rom und in Mailand, u. a. bei Aureliano Pertile, der in den 20 er und 30 er Jahren der führende Operntenor der Mailänder Scala war.

M.A. Hugues 1931

Die sängerische Laufbahn von Marc Andrè Hugues begann in Bern, dort sang er mit vielen bedeutenden Dirigenten (Wilhelm Furtwängler, Otto Klemperer, Felix Weingartner, Leo Blech)und Sängern/Innen, so mit Fjodor I. Schaljapin und Georges Balkanoff z. B. den Valentin in „Margarete“ von Ch. Gounod und den „Scarpia“ mit Margarete Teschemacher als Tosca in der gleichnamigen Oper von G. Puccini. Er hatte die Ehre bei der Eröffnung des Landessenders Beromünster/Schweiz 1931 ein Konzert mit Richard Strauß zu singen, bei dem er die Lieder „Morgen“, “Zueignung“ und „Traum durch die Dämmerung“ mit dem Maestro am Pult singen durfte. Auch in späteren Jahren hatte er mehrfach persönlichen Kontakt zu Richard Strauß und dessen Gattin Pauline de Ahna.

Eine Vielzahl von Opernpartien hat er in diesen Jahren in der Schweiz (Bern, Basel) und in Süddeutschland gesungen, unter anderem mit Leo Slezak als Radames den Amonasro in „Aida“ (G. Verdi), den Guy de Montfort in „Die Sizilianische Vesper“ (G. Verdi), den Jochanaan in „Salome“ von R. Strauß, den „Rene“ in „Ein Maskenball“ (G. Verdi) und den Wolfram in „Tannhäuser“ (R. Wagner), um nur einige zu nennen. Konzerte im Rundfunk und im Konzertsaal erweiterten seine Arbeit, so sang die Baritonpartie in der 9. Symphonie von L. van Beethoven unter Prof. Ernest Ansermet.

Durch den Völkerbundkommissar Graf Manfredi Gravina und die Familie H. St. Chamberlain lernte er Cosima und Siegfried Wagner in Bayreuth kennen. Bei den Bayreuther Festspielen sang er später unter Wilhelm Furtwängler den Amfortas in „Parsifal“ von R. Wagner.

Mit Wilhelm Kienzl am Pult sang er den Johannes in dessen Oper „Der Evangelimann“ und mit der Begleitung des Komponisten am Klavier Liederabende mit dessen Liedwerk. Mit W. Kienzl verband ihn eine persönliche Freundschaft wie auch mit dem Komponisten Paul Hindemith, unter dessen Leitung er die Titelpartie in dessen Oper „Cardillac“ sang (1932). Paul Hindemith teilte später mit ihm den Kunstpreis des Landes NRW 1958.

Auch mit den Komponisten Arthur Honegger (Oper „Judith“-Holofernes-) und Othmar Schoeck (Oper „Penthesilea“/Lieder) arbeitete er anlässlich der Produktionen ihrer Opern in der Schweiz zusammen. Unter der Leitung von Felix von Weingartner sang er 1931 in dessen Opern „Dorfschule“ den Lehrer und in „Meister Andrèas“ die Titelpartie, in „Ein Fest auf Haderslev“ (nach Theodor Storm) unter der Leitung des Komponisten Rudolf Heger 1941 die Baritonpartie.

Am Staatstheater Darmstadt verkörperte Marc Andrè Hugues 1947 erstmals den „König“ in „Die Kluge“ von Carl Orff unter der Leitung des Komponisten, diese Rolle wurde ihm später noch mehrfach anvertraut, da Orff seine Interpretation sehr schätzte.

Mehrere Jahre (seit 1948) war Marc Andrè Hugues an vielen Opernhäusern der DDR tätig, dort wurde er 1951 anlässlich seines 25 jährigen Bühnenjubiläums nach einer „Don Giovanni“-Vorstellung (Titelpartie) vom DDR-Kultusminister Johannes R. Becher zum Kammersänger ernannt und erhielt eine Professur am Robert Schumann Konservatorium in Zwickau und dort die Leitung der Opernklasse. Auch wurde ihm 1957 der Staatspreis der DDR und der Titel „Verdienter Künstler des Volkes“ verliehen, aufgrund einer Übersetzung und Bearbeitung der Oper „Morana“ von Jakov Gotovac.

M.A. Hugues –Privatphoto 1953

In den mehr als 30 Jahren seiner Bühnentätigkeit sang Marc Andrè Hugues über 60 Partien. Es seien hier nur die wichtigsten Rollen genannt, die er vielfach und in verschiedenen Produktionen, oft auch als Gast (Berlin, Dresden, Weimar), gesungen hat. Er galt vor allem als idealer Sänger-Schauspieler, der seine Rollen wandlungsfähig und psychologisch durchdacht verkörperte.

W.A. Mozart: Don Giovanni (Titelpartie)

Die  Hochzeit des Figaro (Graf Almaviva)

Giuseppe Verdi: Un ballo in masquera  (Rene)

La Forza del destino (Carlos)

La Traviata (Germont)

Aida (Amonasro)

Giacomo Puccini: Tosca (Scarpia)

R.Strauß: Arabella, (Mandryka)

R.Wagner: Der fliegende Holländer (Titelpartie)

Tannhäuser (Wolfram)

Carl Orff, Die Kluge (König)

Wolfram in R. Wagner, Tannhäuser
Gil in „Susannes Geheimnis“ von E. Wolff-Ferrari
Giacomo Puccini: Tosca (Scarpia) 1954
Kühleborn in "Undine" von Albert Lortzing
Kühleborn in „Undine“ von Albert Lortzing
Graf Almaviva in "Die Hochzeit des Figaro" von W. A. Mozart
Graf Almaviva in „Die Hochzeit des Figaro“ von W. A. Mozart
M.A. Hugues als „Mandryka“ in R. Strauß,“Arabella „ 1955
M.A. Hugues als „Mandryka“ in R. Strauß,“Arabella „ 1955
R.Strauß: Arabella, (Mandryka)

Marc Andrè Hugues war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit der Sängerin Liesel Böning (1927-1942), sie war jugendlich dramatischer Sopran und besonders als R. Wagner und R. Strauß-Interpretin in den dreißiger Jahren bekannt.

Liesel Böning, jugendlich dramatischer Sopran

In zweiter Ehe (1943-bis zu seinem Tod 1984) war Marc Andrè Hugues mit der Sängerin Janka Steflic (lyrischer Sopran mit Koloratur ) verheiratet.

Janka Steflic, lyrischer Sopran mit Koloratur
M.A. Hugues als „Don Giovanni“,Janka Steflic als „Zerlina“ 1942